Marktbericht 2022 - Deutschland
Nachhaltige Geldanlagen und verantwortliche
Investments in Deutschland
> MiFID II – Schlüsselfaktoren, Trends und Ausblick
Kernbotschaften Deutschland
beträgt der Anteil nachhaltiger Publikumsfonds
am Gesamtmarkt
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Private Anleger:innen verdreifachen Investitionsvolumen in nachhaltige Fonds
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beträgt das Wachstum der nachhaltigen Publikumsfonds – verantwortlich hierfür sind Mittelzuflüsse und auf Nachhaltigkeit umgestellte Fonds > Mehr Informationen
der nachhaltigen Publikumsfonds in Deutschland werden nach aktueller Einschätzung den Anforderungen von MiFID II entsprechen
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Nachhaltige Geldanlagen und verantwortliche Investments brechen auch im zweiten Pandemiejahr weitere Rekorde. Die Gesamtsumme verantwortlicher Investments erreichte 2021 in Deutschland eine neue Rekordmarke von 2,2 Billionen Euro. Darin inkludiert sind Nachhaltige Geldanlagen, die um 50 Prozent auf 501,4 Milliarden Euro gestiegen sind. Der Marktanteil nachhaltiger Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds wuchs um 3,0 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent. Insbesondere Publikumsfonds legten mit 130 Prozent noch stärker zu als in den Vorjahren und überholten die nachhaltigen Spezialfonds und Mandate deutlich. Private Anleger:innen etablieren sich als kraftvolle Wachstumstreiber – das Anlagevolumen privater Anleger:innen verdreifachte sich auf 131,2 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von 230 Prozent. Die Berichtsteilnehmenden blicken mit jährlich steigendem Optimismus in die Zukunft Nachhaltiger Geldanlagen: 40 Prozent der Teilnehmenden rechnen 2022 mit einem Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen von über 30 Prozent.
Für die Erhebung zum diesjährigen Marktbericht konnten wir die Methodik weiter verbessern und an die EU-Regulatorik anpassen, die auch zukünftig an Bedeutung gewinnen wird. Die Anpassungen beinhalten eine eindeutigere Trennung zwischen Publikumsfonds auf der einen und Mandaten und Spezialfonds auf der anderen Seite sowie die Umstellung auf Artikel 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung (OffVO). Nachdem es im Marktbericht 2021 eine erste qualitative Einschätzung zur OffVO und Klassifizierung nach Artikel 8 und 9 gab, stellt diese Klassifizierung für den vorliegenden Bericht das Grundgerüst für die Definition Nachhaltiger Geldanlagen dar.
Nachhaltige Geldanlagen
Die Methodik zu Nachhaltigen Geldanlagen wurde an Artikel 8 und 9 OffVO angepasst.
Das FNG hat seine Definition Nachhaltiger Geldanlagen an die Offenlegungsverordnung (OffVO) angepasst. Für den vorliegenden Bericht gelten Publikumsfonds, die nach Artikel 8 oder Artikel 9 OffVO klassifiziert sind, als Nachhaltige Geldanlagen. Diese Definition wird analog auf Mandate und Spezialfonds angewendet.
Nachhaltige Geldanlagen sind weiterhin auf Wachstumskurs. In Deutschland betrug die Gesamtsumme Nachhaltiger Geldanlagen zum 31. Dezember 2021 501,4 Milliarden Euro.
Dazu zählen nachhaltige Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds sowie nachhaltig verwaltete Kunden- und Eigenanlagen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Gesamtsumme um 50 Prozent, bei der letzten Erhebung lag die Wachstumsrate noch bei 25 Prozent.
Grafik 2.1: Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland 2021 (in Milliarden Euro)
Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds
Publikumsfonds legen mit 130 Prozent noch stärker zu als in den Vorjahren und überholen die nachhaltigen Spezialfonds und Mandate deutlich.
2021 erreichten Nachhaltige Geldanlagen einen Meilenstein: Die Gesamtsumme nachhaltiger Publikumsfonds lag zum ersten Mal seit 2008 über der Gesamtsumme nachhaltiger Mandate und Spezialfonds. Mit einem Gesamtvolumen von 246,0 Milliarden Euro und einem Wachstum von 130 Prozent trugen nachhaltige Publikumsfonds 2021 nun 60 Prozent zur Gesamtsumme nachhaltiger Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds bei. Die Gesamtsumme nachhaltiger Mandate und Spezialfonds legte im Vergleich zum Vorjahreswert um 16 Prozent auf 163,5 Milliarden Euro zu.
In der Kategorie Mandate und Spezialfonds machen Spezialfonds rund 93 Prozent des Volumens aus.
Ein Blick auf die Kategorie Mandate und Spezialfonds zeigt, dass es sich dabei zu 93 Prozent um Spezialfonds und zu 7 Prozent um Mandate handelt.1
Grafik 2.2: Nachhaltige Investmentfonds und Mandate in Deutschland (in Milliarden Euro)
Klassifizierung nach Artikel 8 und Artikel 9 OffVO
93 Prozent der nachhaltigen Publikumsfonds wurden 2021 als Artikel-8-Fonds deklariert, bei den Mandaten und Spezialfonds waren es sogar 100 Prozent.
Für die Erhebung zum diesjährigen Marktbericht lieferte die Klassifizierung der OffVO erstmals die Grundlage für die Definition Nachhaltiger Geldanlagen. Grafik 2.3 zeigt, dass 93 Prozent der nachhaltigen Publikumsfonds 2021 als Artikel-8-Produkt deklariert wurden.2 Bei Mandaten und Spezialfonds, die hierzu Angaben gemacht haben, sind es sogar 100 Prozent.3
Grafik 2.3:
Aufteilung nachhaltiger Publikumsfonds, Mandate & Spezialfonds nach Artikel 8 und Artikel 9 der Offenlegungsverordnung in Deutschland 2021 (in % nach Fondsvolumen)
Einordnung der Wachstumsraten bei Publikumsfonds, Mandaten und Spezialfonds
Das Wachstum nachhaltiger Fonds wurde 2021 weiterhin von Mittelzuflüssen getrieben.
Nachdem die Gesamtsumme nachhaltiger Publikumsfonds 2021 erstmals über der Gesamtsumme nachhaltiger Mandate und Spezialfonds lag, lohnt sich ein Blick auf die Wachstumsfaktoren (Grafik 2.4). Bei nachhaltigen Publikumsfonds ist die Zunahme zum einen auf Mittelzuflüsse (40 %) zurückzuführen, zum anderen wirkt sich auch positiv aus, dass 2021 eine Reihe vormals als nicht nachhaltig eingestufter Fonds nunmehr als Artikel-8-Fonds klassifiziert wurde. Dies betrifft insbesondere nachhaltige Immobilienfonds mit einem Volumen von 72,2 Milliarden Euro. Das Wachstum der Spezialfonds und Mandate basierte relativ ausgewogen auf den Faktoren Mittelzuflüsse (35 %), Wertentwicklung (40 %) und neuen Teilnehmenden, die sich erstmals an der Erhebung beteiligten (26 %).
Grafik 2.4:
Wachstumsfaktoren bei nachhaltigen Publikumsfonds, Mandaten & Spezialfonds in Deutschland 2021 (in %)
Zertifizierung nachhaltiger Fonds in Deutschland
Die Zertifizierung nachhaltiger Fonds gewinnt auch in Deutschland an Relevanz; das zeigt die Steigerung von 65 Prozent.
Viele Fondsanbieter haben ihr nachhaltiges Fondsangebot deutlich ausgebaut. Insgesamt wurden für 2021 454 nachhaltige Publikumsfonds gemeldet, wovon 79 Fonds (17 %) ein nachhaltiges Qualitätssiegel tragen. Im Vergleich zu den 48 zertifizierten Fonds 2020 stellt dies ein Wachstum von 65 Prozent dar. Angesichts der steigenden Anzahl nachhaltiger Anlageprodukte bieten Qualitätssiegel Verbraucher:innen eine wichtige Orientierungshilfe. Das FNG-Siegel ist eines der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Qualitätssiegel im deutschsprachigen Raum. Wie es sich am Markt etabliert hat, erfahren Sie hier: Zur Case Study von QNC
Marktanteil nachhaltiger Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds in Deutschland
Der Marktanteil nachhaltiger Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds wuchs 2021 um 3,0 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent.
Nachhaltige Publikumsfonds erreichen einen Marktanteil von 16,7 Prozent.
Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) beziffert das Volumen aller Fonds und Mandate in Deutschland zum 31. Dezember 2021 auf 4,33 Billionen Euro 4 – ein Wachstum von 13 Prozent im Vorjahresvergleich. Nachhaltige Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds sind mit 65 Prozent also fünfmal so schnell gewachsen wie der Gesamtmarkt. Damit kommen die nachhaltigen Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds auf einen Anteil von 9,4 Prozent am deutschen Gesamtfondsmarkt – 3,0 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Berechnet man den Anteil nachhaltiger Publikumsfonds an der Gesamtsumme der Publikumsfonds, so erreichen nachhaltige Publikumsfonds einen Marktanteil von 16,7 Prozent.
Nachhaltige Anlagestrategien
Die ESG-Integration ist erstmals auf Platz 1 der nachhaltigen Anlagestrategien in Deutschland.
Grafik 2.5: Nachhaltige Anlagestrategien bei Publikumsfonds, Mandaten & Spezialfonds in Deutschland 2021 und 2020 im Vergleich (in Milliarden Euro)
Grafik 2.5 zeigt die häufigsten nachhaltigen Anlagestrategien in Deutschland im Jahr 2021. Auf Platz 1 befindet sich erstmals die ESG-Integration, die im Vergleich zum Vorjahr um 68 Prozent zulegte und für rund 82 Prozent aller nachhaltigen Fonds und Mandate angewendet wurde. Der starke Zuwachs ist unter anderem auf nachhaltige Immobilienfonds zurückzuführen, die innerhalb des letzten Jahres als Artikel-8-Fonds und damit als nachhaltig deklariert wurden. An zweiter Stelle rangiert die Umsetzungsstrategie Ausschlüsse, die ebenfalls bei 82 Prozent aller nachhaltigen Fonds und Mandate Anwendung findet. Einen Überblick zu den Top Ten der Ausschlusskriterien gibt die folgende Grafik 2.6.
Neben ESG-Integration und Ausschlüssen ist auch das normbasierte Screening mit einer Anwendung auf 80 Prozent aller Fonds und Mandate weiterhin stark verbreitet. Bei fast allen Fonds und Mandaten (301,6 Milliarden Euro) wird dabei geprüft, ob sie dem UN Global Compact entsprechen, häufig auch in Kombination mit den ILO-Kernarbeitsnormen (263,8 Milliarden Euro) und den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen (215,4 Milliarden Euro). Interessant ist für das Jahr 2021 außerdem, dass Engagement mit einem Zuwachs von 52 Prozent merklich an Bedeutung gewonnen hat. Als Engagement-Strategie gilt auch die Ausübung von Stimmrechten, die ebenfalls ein Plus von 52 Prozent verzeichnen konnte.
Die Anlagevolumina unter Anwendung des Best-in-Class-Ansatzes legten mit 66 Prozent auf 266,0 Milliarden Euro stark zu. Der Best-in-Class-Ansatz wird damit für 65 Prozent der nachhaltigen Fonds und Mandate angewendet.
Das größte Wachstum verzeichneten 2021 nachhaltige Themenfonds mit einem Plus von 139 Prozent. Auch Impact Investments entwickeln sich weiterhin dynamisch mit einem Zuwachs von 80 Prozent.
Grafik 2.6: Die Top Ten der Ausschlusskriterien in Deutschland 2021 (in Milliarden Euro)
Bei der inhaltlichen Ausgestaltung nachhaltiger Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds ist durch die Offenlegungsverordnung keine grundlegende Veränderung zu verzeichnen. Bei Artikel-9-Fonds handelt es sich häufig um Impact- und Themenfonds.
Trotz der Änderung, nach welcher Immobilienfonds nun als nachhaltig gelten, haben sich die Anlagestrategien bei nachhaltigen Fonds, Mandaten und Spezialfonds auch nach der Kategorisierung gemäß Artikel 8 und 9 OffVO nicht grundlegend verändert. Nach wie vor wird auf eine Kombination aus Ausschlüssen, ESGIntegration, normbasiertem Screening, einem Best-in-Class-Auswahlprozess und Engagement-Strategien zurückgegriffen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist die Produktklassifizierung der OffVO. Während sich bei nachhaltigen Anlagestrategien der Artikel-8-Produkte nur minimale Unterschiede im Vergleich zur Gesamtauswertung in Grafik 2.5 ergeben, machen nachhaltige Themenfonds rund 63 Prozent der Artikel-9-Fonds aus. Stark verbreitet sind Impact Investments, die bei 41 Prozent aller Artikel-9-Fonds angewendet werden. Rund 31 Prozent der Artikel-9-Fonds sind dabei zugleich als Themenfonds und Impact Investments definiert.
Investor*innen Nachhaltiger Geldanlagen
Privatanleger:innen etablieren sich als Wachstumstreiber – 2021 verdreifachte sich die Zahl der Investitionen in nachhaltige Publikumfonds.
Das Anlagevolumen privater Anleger:innen verdreifachte sich 2021 auf 131,2 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von 230 Prozent. Damit setzte sich der Trend, dass private Anleger:innen Wachstumstreiber Nachhaltiger Geldanlagen sind, nicht nur fort, sondern verstärkt sich deutlich, wie in Grafik 2.7 zu sehen ist. Die institutionellen Investoren legten nur um 26 Prozent zu. Dadurch verschiebt sich auch die Relation der in Fonds und Mandaten investierten Gelder von institutionellen und privaten Anleger:innen: Der Anteil institutioneller Investoren schrumpfte 2021 von 82 Prozent im Vorjahr auf 64 Prozent, während der Anteil privater Anleger:innen auf 36 Prozent zulegte.5 Zum Vergleich: Im Jahr 2018 machten private Anleger:innen noch sieben Prozent aus.
Grafik 2.7: Übersicht über die Anlegertypen bei nachhaltigen Publikumsfonds, Mandaten & Spezialfonds in Deutschland (in Milliarden Euro)
Lange wurden private Anleger:innen als Treiber Nachhaltiger Geldanlagen unterschätzt. Doch nun orientiert sich der Markt immer stärker an ihren Bedürfnissen. Die EU-Regulatorik wird in nächster Zeit für zusätzliche Dynamik sorgen. Bei privaten Anleger:innen ist insbesondere MiFID II zu nennen, denn die Richtlinie wird das Wachstum mit der verpflichtenden Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen von Kund:innen in der Anlageberatung vermutlich weiter beschleunigen.
Grafik 2.8: Typen institutioneller Investoren in Deutschland 2021 und 2020 (in % nach Volumen nachhaltiger Assets)
Grafik 2.8 zeigt die Typen institutioneller Investoren 2021 in Deutschland. Zulegen konnten insbesondere öffentliche wie auch die betrieblichen Pensionsfonds, wohingegen die kirchlichen Institutionen und die Versicherungsvereine prozentual Anteile abgaben.6
Asset-Klassen
Grafik 2.9 zeigt den Bedeutungszuwachs nachhaltiger Immobilienfonds im Jahr 2021, die nun rund 21 Prozent der Assets ausmachten, während Immobilien im Vorjahr noch unter Sonstige geführt worden waren. Analog zum Gesamtmarkt wurde 2021 dennoch mehrheitlich in Aktien und Anleihen investiert. Zu den übrigen sieben Prozent gehören vor allem Geldmarkt- und Bankeinlagen sowie Hedgefonds.
Grafik 2.9: Asset-Klassen nachhaltiger Publikumsfonds, Mandate & Spezialfonds in Deutschland 2021 (in %)
Nachhaltige Immobilienfonds
Immobilienfonds zählten bisher nicht als Nachhaltige Geldanlagen, da ESG-Kriterien gewöhnlich nicht in den Fondsunterlagen vermerkt waren. Durch die Produktklassifizierung gemäß Artikel 8 oder 9 der OffVO wurden mehrere der für den Marktbericht gemeldeten Immobilienfonds 2021 als Artikel-8-Produkte klassifiziert und sind damit der Kategorie Nachhaltige Geldanlagen zuzuordnen.
Insgesamt haben elf Anbieter Daten zu 40 Immobilienfonds mit einem Volumen von 115,1 Milliarden Euro gemeldet. Davon sind zum 31. Dezember 2021 26 Fonds mit einer Gesamtsumme von über 72,2 Milliarden Euro explizit als Artikel-8-Produkte klassifiziert und zählen damit zu den nachhaltigen Publikumsfonds.
Insgesamt 26 Immobilienfonds mit einem Volumen von 72,2 Milliarden Euro sind als Artikel-8-Produkte klassifiziert und werden damit als nachhaltig eingestuft.
Bei allen nachhaltigen Immobilienfonds werden Umweltziele verfolgt. Soziale bzw. soziokulturelle und Governance-Ziele werden von jeweils 91 Prozent der Anbieter berücksichtigt. Mieter:innen werden von 64 Prozent der Anbieter von Immobilienfonds in die nachhaltige Gebäudebewirtschaftung eingebunden. Dies geschieht beispielsweise durch grüne Mietverträge.
Über Nachhaltigkeitszertifizierungen wie GRESB, DGNB, BREEAM oder LEED verfügen die Immobilien in den Fonds nur teilweise. Die Zertifizierungsquote der Immobilienportfolios schwankt bei den Fondsprodukten stark und liegt zwischen 20 und 100 Prozent, bei einer durchschnittlichen Zertifizierungsquote von rund 60 Prozent. Gängige Nachhaltigkeitszertifikate umfassen vor allem Kriterien wie Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz oder andere Umwelt- und Klimakriterien und sind folglich nur bedingt auf alle Immobilieninvestments (abhängig von Baujahr und Lebenszyklus) anwendbar.
Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus
Banken mit Nachhaltigkeitsfokus sind weiterhin auf Wachstumskurs.
Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus integrieren strenge Nachhaltigkeitskriterien in das gesamte Bankgeschäft.7 Zahlreiche dieser Banken sind konfessionell geprägt, andere von ihnen verfolgen seit ihrer Gründung eine sozial-ökologische Ausrichtung. Die weitaus meisten agieren in der Rechtsform der Genossenschaft. Zu den Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus gehören in Deutschland:
15 Banken mit Nachhaltigkeitsfokus
BANK IM BISTUM ESSEN eG
Bank für Kirche und Caritas eG
Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank
Bank für Orden und Mission
Bank für Sozialwirtschaft AG
DKM Darlehnskasse Münster eG
Evangelische Bank eG
EthikBank eG
Evenord-Bank eG-KG
GLS Gemeinschaftsbank eG
Pax-Bank eG
Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing eG
Steyler Bank GmbH
Triodos Bank N.V. Deutschland
UmweltBank AG
Alle 15 genannten Banken mit Nachhaltigkeitsfokus haben dem FNG Daten zur Verfügung gestellt. 2021 summierten sich ihre Kundeneinlagen auf insgesamt 45,8 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von rund sechs Prozent und ist im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Steigerung.
Grafik 2.10 zeigt die Entwicklung von Kundeneinlagen bei Spezialbanken zwischen 2010 und 2021. Insgesamt haben die 15 Banken im Vorjahr Kredite in Höhe von 28,5 Milliarden Euro vergeben.
Grafik 2.10: Kundeneinlagen der Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus und nachhaltig verwaltete Eigenanlagen (in Milliarden Euro)
Zu den nachhaltig verwalteten Eigenanlagen haben für den vorliegenden Bericht sechs Institute Daten geliefert. Hierzu zählen auch die nachhaltig verwalteten Eigenanlagen der DekaBank Deutsche Girozentrale und das Liquiditätsportfolio der KfW sowie das KfW Green Bond Portfolio. Insgesamt ist das Volumen der Eigenanlagen im Vorjahresvergleich um sieben Prozent auf 47,8 Milliarden Euro angewachsen.
Abgesehen von den Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus wartet keiner der Berichtsteilnehmenden mit weiteren nachhaltigen Bankprodukten wie nachhaltigen Giro- oder Sparkonten auf. Einzig die Sparkasse Hannover bietet mit dem Sparkassenbrief N+ eine nachhaltige Anlegemöglichkeit abseits von Vermögensverwaltung und Fondsprodukten an.
Verantwortliche Investments
Mit knapp 2,2 Billionen Euro erreicht das Volumen verantwortlicher Investments in Deutschland einen neuen Rekordwert.
Verantwortliche Investments haben 2021 weiter zugenommen. Grafik 2.11 zeigt ihr Wachstum im Vergleich mit Nachhaltigen Geldanlagen. Das Gesamtvolumen verantwortlicher Investments ist 2021 um zwölf Prozent gewachsen und liegt nun bei knapp 2,2 Billionen Euro. Damit entwickeln sich verantwortliche Investments im Vergleich zu den Nachhaltigen Geldanlagen weniger dynamisch. Um Abgrenzungsschwierigkeiten zu vermeiden, zählt das FNG Nachhaltige Geldanlagen als Teilsumme verantwortlicher Investments. Da bei verantwortlichen Investments Nachhaltigkeitskriterien auf institutioneller Ebene berücksichtigt sind, gelten die herangezogenen Kriterien für alle Assets, d. h. auch für Nachhaltige Geldanlagen.
Grafik 2.11: Verantwortliche Investments und Nachhaltige Geldanlagen in
Deutschland (in Milliarden Euro)
Die Abgrenzung zwischen Nachhaltigen Geldanlagen und verantwortlichen Investments findet sich auf der Seite > Methodik und Inhalt des FNG-Marktberichts
ESG-Integration
Bei 95 Prozent der verantwortlichen Investments wird ESG-Integration angewendet – allein oder in Kombination mit Engagement und/oder normbasiertem Screening.
Grafik 2.12 zeigt die Anwendung und Kombinationen von Anlagestrategien bei verantwortlichen Investments in Deutschland. Bei 95 Prozent der Investments wurde ESG-Integration als Anlagestrategie angewendet, mehrheitlich in Kombination mit Engagement und/oder normbasiertem Screening.
Insgesamt haben 54 Berichtsteilnehmende Daten zu verantwortlichen Investments zur Verfügung gestellt. Bei 89 Prozent der Teilnehmenden sind die ESG-Grundsätze in eigenen Investmentrichtlinien festgeschrieben. Weitere 85 Prozent der Teilnehmenden sind Unterzeichner:innen der Principles for Responsible Investment (PRI). An den BVI-Wohlverhaltensrichtlinien orientieren sich 50 Prozent der 54 Berichtsteilnehmenden.
Grafik 2.12: Anlagestrategie-Kombinationen bei verantwortlichen Investments in Deutschland (in Milliarden Euro)
ESG-Engagement
Die zweitwichtigste Anlagestrategie bei verantwortlichen Investments ist Engagement, die bei gut 65 Prozent der Investments angewendet wurde. Dazu gehört die Stimmrechtsausübung bei Aktien, die 2021 bei gut 53 Prozent aller verantwortlichen Investments Anwendung fand. Eine Formalisierung des Engagement- Prozesses mit transparenter Berichterstattung lag bei 61 Prozent der Berichtsteilnehmenden vor. 32 Prozent nutzten auch externe Dienstleister, bei der Stimmrechtsausübung lag der Anteil sogar bei 53 Prozent. Darüber hinaus betrieben 53 Prozent gelegentlich gemeinschaftliches Engagement mit weiteren Asset Ownern und/oder Asset Managern.
Normbasiertes Screening
Bei 54 Prozent der verantwortlichen Investments fand 2021 normbasiertes Screening auf Unternehmensebene Anwendung, was einem Gesamtvolumen von 1.178,2 Milliarden Euro entspricht. Die mit Abstand wichtigste Norm war der UN Global Compact bei fast 100 Prozent aller Assets mit normbasiertem Screening. Die ILO-Kernarbeitsnormen hingegen wurden nur bei 50 Prozent, die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen bei 43 Prozent der Investments angewendet.
Ausschlusskriterien
Zusätzlich wurden bei verantwortlichen Investments im Jahr 2021 auch Ausschlusskriterien angewendet. Der Ausschluss von geächteten Waffen galt bei 100 Prozent der Assets, der Ausschluss von Massenvernichtungswaffen bei 69 Prozent. Kohle war bei rund 61 Prozent der Investitionen ausgeschlossen, zumindest ab einer bestimmten Umsatzgrenze.
Asset Owner
Für den vorliegenden Marktbericht berichteten insgesamt acht Asset Owner, die gemeinsam über ein verwaltetes Vermögen von rund 241,1 Milliarden Euro verfügen. Da bei den Asset Ownern die Anlagerichtlinien häufig konzernweit festgelegt sind, wird ihr Volumen großenteils zu den verantwortlichen Investments gezählt. Insgesamt verwalteten die Asset Owner gut 55 Prozent ihrer Assets selbst.
Ein Blick auf die Asset-Klassen zeigt auf der einen Seite, dass bei Asset Ownern die Aktienquote mit nur neun Prozent weit unter der durchschnittlichen Quote von 36 Prozent liegt. Auf der anderen Seite sind vor allem Staatsanleihen mit 53 Prozent wesentlich stärker gewichtet. Einzig die Unternehmensanleihen, die bei Asset Ownern rund 28 Prozent betragen, entsprechen in etwa dem Durchschnitt.
Bei sämtlichen selbstverwalteten Assets, also bei 136,3 Milliarden Euro, wird eine Kombination aus Ausschlusskriterien und ESG-Integration angewendet. Für 108,8 Milliarden wird außerdem noch normbasiertes Screening anhand des UN Global Compact hinzugezogen.
MiFID II – Schlüsselfaktoren, Trends und Ausblick
Bei sämtlichen selbstverwalteten Assets, also bei 136,3 Milliarden Euro, wird eine Kombination aus Ausschlusskriterien und ESG-Integration angewendet. Für 108,8 Milliarden wird außerdem noch normbasiertes Screening anhand des UN Global Compact hinzugezogen.Für den vorliegenden Marktbericht wurden die Berichtsteilnehmenden nicht nur zu Schlüsselfaktoren und Trends befragt, sondern auch um eine Einschätzung zum DK-, DDV- & BVI-Zielmarktkonzept, zur BaFin-Richtlinie für nachhaltige Investmentvermögen und zu MiFID II gebeten.
Qualitative Einschätzung zu MiFID
Die Regulierungsanforderungen sorgen für viele Fragezeichen im Markt – trotzdem gehen die Berichtsteilnehmenden davon aus, dass sämtliche Fonds den Anforderungen von MiFID II entsprechen werden.
Zur Umsetzung der anstehenden Regulierung durch das Zielmarktkonzept, die BaFin-Richtlinie und MiFID II haben insgesamt 61 Berichtsteilnehmende eine Einschätzung abgegeben. Die Skalierung reichte dabei von sehr eindeutig bis völlig unklar. Die Ergebnisse sind in Grafik 2.13 visualisiert. Hierbei wird deutlich, dass nicht einmal ein Drittel der Befragten die Umsetzung als eindeutig oder sehr eindeutig einschätzen. Knapp 50 Prozent der Berichtsteilnehmenden waren Teile der Umsetzung zum Abfragezeitpunkt im Februar und März 2022 noch unklar.
Grafik 2.13: Umsetzung des Zielmarktkonzepts, der BaFin-Richtlinie für nachhaltige Investmentvermögen und MiFID II in Deutschland 2021 (Berichtsteilnehmende in %)
31 Prozent der Berichtsteilnehmenden erklärten, dass sie MiFID II intern bereits umgesetzt hätten. 39 Prozent sagten hingegen aus, dass sie MiFID II noch nicht umgesetzt hätten. Rund 30 Prozent der Berichtsteilnehmenden gaben hierzu keine Antwort. Von den Berichtsteilnehmenden haben 23 eine hausinterne Vorgehensweise für MiFID II erarbeitet. Dabei wurde in 17 Fällen auch auf die Hilfestellung des eigenen Bankenverbands zurückgegriffen. In fünf Häusern wurde dabei auch der FNG-Leitfaden zur Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen genutzt.
Die voraussichtliche Konformität zu MiFID II wurde auch auf Ebene der Publikumsfonds abgefragt. Hierzu hat das FNG Daten zu insgesamt 309 Fonds von 29 Anbietern erhalten. Diese gehen davon aus, dass nahezu 100 Prozent ihrer Fonds auch unter MiFID II als nachhaltig gelten.
Die Grafik 2.14 zeigt, über welche Merkmale die MiFID-II-Konformität voraussichtlich erreicht werden soll. Bei 97 Prozent aller Fonds soll dies über die Principal Adverse Impact Indicators (PAIs) geschehen, teilweise auch in Kombination mit der Offenlegungsverordnung und der EU-Taxonomie. Die PAIs sind als wesentliche negative Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren definiert. Da MiFID II nicht unmittelbar für Spezialfonds und Mandate gilt, werden diese Anlagemöglichkeiten hier nicht genauer beleuchtet.
Grafik 2.14: Merkmale für nachhaltige Fonds gemäß MiFID II in Deutschland 2021 (in % nach Volumen nachhaltiger Assets)
Schlüsselfaktoren
Berichtsteilnehmende sehen in den gesetzlichen Rahmenbedingungen und in der Nachfrage institutioneller Investoren die wichtigsten Schlüsselfaktoren – die Nachfrage privater Anleger:innen wird erst an vierter Stelle genannt.
Wie schon in den Vorjahren hat das FNG alle Berichtsteilnehmenden nach einer Einschätzung zu den Schlüsselfaktoren für die Entwicklung des nachhaltigen Anlagemarktes bis 2023 befragt.
Grafik 2.15 zeigt, dass die Änderungen von gesetzlichen Rahmenbedingungen wie ESG-Berichtspflichten, der Integration von ESG in Beratungsgespräche und die EU-Taxonomie als wichtigste Schlüsselfaktoren bewertet werden. Damit verliert die Nachfrage institutioneller Investoren im Vergleich zu den privaten Anleger:innen an Bedeutung und rückt an zweite Stelle. Marketing und Reputation stehen weiterhin an dritter Stelle. Beachtlich ist, dass die Nachfrage von privaten Anleger:innen als weniger wichtig wahrgenommen wird, auch wenn diese schon im zweiten Jahr nacheinander als Wachstumstreiber ausgemacht werden konnten.
Grafik 2.15: Schlüsselfaktoren für die Entwicklung des nachhaltigen Anlagemarktes in Deutschland bis 2024 nach Bedeutung
Ausblick
41 Prozent der Berichtsteilnehmenden rechnen 2022 mit einem Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen von über 30 Prozent.
Auch die Prognosen für 2022 sind optimistischer als im Vorjahr. Fast alle Berichtsteilnehmenden gehen von einem Wachstum aus. Die Einschätzungen zeigt die Grafik 2.16. Im Vergleich zum Vorjahr rechnen nun drei Viertel der Befragten mit einem Wachstum von über 15 Prozent. 41 Prozent der Berichtsteilnehmenden halten sogar eine Steigerung von über 30 Prozent für möglich. Rückblickend lagen für das Jahr 2021 nur drei Prozent der Berichtsteilnehmenden richtig, die ein Wachstum über 50 Prozent prognostiziert hatten.
Grafik 2.16: Prognostiziertes Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen in Deutschland 2022 (Berichtsteilnehmende in %, n= 68)
Berichtsteilnehmende
- 73 Finanzdienstleister haben Daten geliefert.8
- 15 neue Teilnehmende konnten dazugewonnen werden. Genauso viele Teilnehmende des letzten Marktberichts haben 2022 keine Daten eingereicht.
- 15 Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus
- 8 Asset Owner haben teilgenommen.
Sämtliche Institutionen, die einer namentlichen Veröffentlichung
zugestimmt haben, finden Sie über folgenden Link:
Alle Grafiken und den FNG-Marktbericht
als PDF finden Sie im Download Bereich zum herunterladen:
Quellen
1 Diesen Daten liegen Angaben in Höhe von 71,8 Milliarden Euro zugrunde (keine Angabe für 56 %).
2 Diesen Daten liegen Angaben in Höhe von 201,1 Milliarden Euro zugrunde (keine Angabe für 18 %).
3 Diesen Daten liegen Angaben in Höhe von 79,1 Milliarden Euro zugrunde (keine Angabe für 52 %).
4 Vgl. BVI – Bundesverband Investment und Asset Management (2022): Zahlenwerk des deutschen Investmentmarktes. Die Zahlen des BVI beinhalten Publikumsfonds, Spezialfonds und Vermögensverwaltungsmandate außerhalb von Investmentfonds.
5 Diesen Daten liegen Angaben von Assets in Höhe von 364,0 Milliarden Euro zugrunde (keine Angaben für 11 %).
6 Diesen Daten liegen Angaben von Assets in Höhe von 225,6 Milliarden Euro zugrunde.
7 Die Entscheidung, welche Geldhäuser in die Kategorie der Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus aufgenommen werden, beruht auf einer sorgsamen Abwägung und basiert auf der Expertise des FNG-Vorstands.
8 Ein Studienteilnehmer konnte zum 31.12.2021 keine Daten in der notwendigen Detailtiefe zur Verfügung stellen. Daher wurde auf Vorjahreswerte zurückgegriffen, welche anhand öffentlich zugänglicher Daten ergänzt wurden.