Marktbericht 2022 - Österreich
Nachhaltige Geldanlagen und verantwortliche
Investments in Österreich
> MiFID II – Schlüsselfaktoren, Trends und Ausblick
Kernbotschaften Östereich
Wachstum bei Privatinvestitionen in nachhaltige Fonds – das Volumen der privaten Anleger:innen übersteigt erstmals das Volumen der Institutionellen Investoren
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beträgt der Anteil nachhaltiger Publikums- und Spezialfonds am Gesamtmarkt in Österreich
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legen nachhaltige Publikumsfonds zu und liegen nun deutlich vor nachhaltigen Spezialfonds > Mehr Informationen
der nachhaltigen Publikumsfonds in Österreich werden nach aktueller Einschätzung den Anforderungen von MiFID II entsprechen
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Nachhaltige Geldanlagen und verantwortliche Investments stiegen 2021 in Österreich auf historische Höchstwerte. Während das Wachstum verantwortlicher Investments im Rahmen des Wachstums des Gesamtfondsmarktes lag, erreichte das Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen mit einem Plus von 62 Prozent einen absoluten Rekordwert. Die größte Steigerung ging dabei mit 81 Prozent auf die Publikumsfonds zurück. Getrieben wird diese Steigerung maßgeblich durch Mittelzuflüsse von privaten Anleger:innen, die ihr Investitionsvolumen 2021 um 164 Prozent gesteigert haben. Mit diesem Wachstum erreichen die nachhaltigen Publikums- und Spezialfonds einen Anteil am Gesamtmarkt von 28,2 Prozent. Damit steckt fast jeder dritte in Österreich angelegte Euro in einem nachhaltigen Produkt.
Die Methodik konnte für die Erhebung zum diesjährigen Marktbericht weiter verbessert und an die EU-Regulatorik anpasst werden. Die Anpassung wird auch zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen und beinhaltet die Umstellung auf Artikel 8 und 9 der Offenlegungsverordnung (OffVO). Nach einer ersten qualitativen Einschätzung zur EU-Offenlegungsverordnung und zur Klassifizierung nach Artikel 8 und 9 im Marktbericht 2021 stellt die Klassifizierung für den diesjährigen Bericht das Grundgerüst für die Definition Nachhaltiger Geldanlagen dar.
Nachhaltige Geldanlagen
Die Methodik zu Nachhaltigen Geldanlagen wurde an Artikel 8 und 9 OffVO angepasst.
Das FNG hat seine Definition Nachhaltiger Geldanlagen an die Offenlegungsverordnung (OffVO) angepasst. Für den vorliegenden Bericht gelten Publikumsfonds, die nach Artikel 8 oder Artikel 9 OffVO klassifiziert sind, als Nachhaltige Geldanlagen. Diese Definition wird analog auf Spezialfonds angewendet.
Daneben erhebt das FNG nach wie vor die Kundeneinlagen von Nachhaltigkeitsbanken und addiert diese zur Summe Nachhaltiger Geldanlagen hinzu. Zum Stichtag 31. Dezember 2021 summierte sich das Volumen Nachhaltiger Geldanlagen in Österreich auf 63 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Vorjahreswachstum von 62 Prozent. Im Vorjahr lag diese Wachstumsrate noch bei 29 Prozent.
Grafik 3.1: Nachhaltige Geldanlagen in Österreich 2021 (in Milliarden Euro)
Publikumsfonds und Spezialfonds
Nachhaltige Publikumsfonds legen mit 81 Prozent stark zu und liegen nun deutlich vor nachhaltigen Spezialfonds.
Der Aufwärtstrend der Publikumsfonds und Spezialfonds setzte sich auch 2021 fort (siehe Grafik 3.2). 2021 konnte in Österreich erneut ein erheblicher Zuwachs an nachhaltigen Publikumsfonds verzeichnet werden: 38,39 Milliarden Euro entsprechen einem Wachstum von 81 Prozent zum Vorjahr. Das Volumen nachhaltiger Spezialfonds stieg mit 37 Prozent zum Vorjahr weniger stark, summierte sich aber dennoch auf ein Volumen von 23,03 Milliarden Euro. Somit sind nachhaltige Publikumsfonds und Spezialfonds für das Erhebungsjahr 2021 um rund 61 Prozent gewachsen. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate beträgt seit 2005 28 Prozent.
Grafik 3.2: Nachhaltige Publikumsfonds und Spezialfonds in Österreich (in Milliarden Euro)
Für den vorliegenden Marktbericht wurde eine eindeutigere Trennung zwischen Publikumsfonds auf der einen und Mandaten und Spezialfonds auf der anderen Seite vorgenommen. Für Österreich spielen dabei ausschließlich Publikumsfonds und Spezialfonds eine Rolle. Daher wurden die vormals als Mandate bezeichneten Spezialfonds in Spezialfonds umbenannt.
Klassifizierung nach Artikel 8 und Artikel 9 OffVO84 Prozent der nachhaltigen Publikumsfonds werden als Artikel-8-Produkte deklariert, bei den Spezialfonds sind es sogar 100 Prozent.
Grafik 3.3 zeigt, dass 84 Prozent der nachhaltigen Publikumsfonds nach der Offenlegungsverordnung als Artikel-8-Produkte deklariert sind. Dementsprechend sind rund 16 Prozent der Publikumsfonds als Artikel-9-Produkte deklariert.1 Nach den vorliegenden Daten zu Spezialfonds waren 100 Prozent als Artikel- 8-Produkt spezifiziert.2
Grafik 3.3: Aufteilung nachhaltiger Publikumsfonds und Spezialfonds nach Artikel 8 und Artikel 9 der Offenlegungsverordnung in Österreich 2021 (in % nach Fondsvolumen)
Einordnung der Wachstumsraten bei Publikumsfonds, Mandaten und Spezialfonds
Das starke Wachstum wird durch Zuflüsse und die Umstellung auf Nachhaltigkeit getrieben.
Einen Überblick zu den Wachstumsfaktoren nachhaltiger Publikumsfonds und Spezialfonds in Österreich bietet Grafik 3.4. Das starke Wachstum ist weiterhin überwiegend auf Mittelzuflüsse in Fonds zurückzuführen. Im Jahr 2021 war aber auch die Umstellung ursprünglich konventioneller Fonds auf Nachhaltigkeit wichtig. Neue Teilnehmende, die erstmals am Marktbericht partizipierten, fallen in Österreich kaum ins Gewicht.
Grafik 3.4:
Wachstumsfaktoren bei nachhaltigen Publikumsfonds und Spezialfonds in Österreich 2021 (in %)
Zertifizierung nachhaltiger Fonds in Deutschland
Zertifizierung nachhaltiger Fonds in Österreich 57 Prozent der nachhaltigen Fonds in Österreich wurden 2021 mit einem Qualitätssiegel ausgezeichnet.
Durch das starke Wachstum nachhaltiger Publikumsfonds steigt auch die Bedeutung von Nachhaltigkeitszertifizierungen. Anleger:innen erhalten durch qualitative Nachhaltigkeitssiegel wie das FNG-Siegel oder das Österreichische Umweltzeichen Orientierung und Transparenz. Das staatliche Österreichische Umweltzeichen für Nachhaltige Finanzprodukte (UZ 49) wurde bereits 2004 eingeführt und ist damit das älteste SRI-Qualitätssiegel in Europa. In Österreich trugen im Jahr 2021 insgesamt 99 der 175 erfassten nachhaltigen Fonds ein Qualitätssiegel. Das entspricht einem Anteil von 57 Prozent.
Marktanteil nachhaltiger Publikumsfonds und Spezialfonds in Österreich
Rund jeder dritte in Fonds angelegte Euro ist nachhaltig.
Die in Österreich verwalteten Publikumsfonds und Spezialfonds machen auch weiterhin den Großteil der Nachhaltigen Geldanlagen aus. 2021 legten die nachhaltigen Publikumsfonds und Spezialfonds auf 61,42 Milliarden Euro zu. Dies entspricht einem Anstieg von 61 Prozent zum Vorjahreswert. Der österreichische Gesamtinvestmentfondsmarkt mit einem Gesamtanlagevolumen von 218,8 Milliarden Euro im Jahr 2021 stieg im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent an.3 Damit wuchsen die nachhaltigen Publikumsfonds und Spezialfonds rund 4,5-mal so schnell wie der Gesamtmarkt. Für das Jahr 2021 machen nachhaltige Publikumsfonds und Spezialfonds damit 28,2 Prozent am Gesamtfondsmarkt aus.
Nachhaltige Anlagestrategien
Fast alle nachhaltigen Fonds und Mandate nutzen nach wie vor Ausschlusskriterien und normbasiertes Screening.
Nachhaltige Geldanlagen zeichnen sich durch die Anwendung von Anlagestrategien aus, die ökologische, soziale und Governance- Aspekte berücksichtigen. Den nachhaltigen Publikumsfonds und Spezialfonds liegen verschiedene Anlagestrategien zugrunde, die dabei helfen, Wertpapiere und Sachwerte nach ökologischen, sozialen und governancebezogene Kriterien auszuwählen. Welche nachhaltigen Anlagestrategien am häufigsten in Österreich angewendet wurden, verdeutlicht Grafik 3.5.
Grafik 3.5: Nachhaltige Anlagestrategien Publikumsfonds und Spezialfonds in Österreich 2021 und 2020 im Vergleich (in Milliarden Euro)
Wie auch in den Vorjahren kamen 2021 bei rund 99 Prozent aller nachhaltigen Fonds und Mandate in Österreich Ausschlusskriterien zur Anwendung. Dies setzt den systematischen Ausschluss von bestimmten Unternehmen, Branchen oder Ländern auf Platz 1 der nachhaltigen Anlagestrategie. Grafik 3.6 zeigt, welche zehn Ausschlusskriterien 2021 besonders häufig auf Branchen, Geschäftsfelder und -praktiken von Unternehmen angewendet wurden.
Grafik 3.6: Die Top Ten der Ausschlusskriterien 2021 in Österreich (in Milliarden Euro)
Unter den häufigsten Anlagestrategien belegt normbasiertes Screening weiterhin Platz 2 und wird für 96 Prozent aller Publikumsfonds und Spezialfonds in Österreich angewendet. Besonders häufig wird geprüft, ob Investments den ILO-Kernarbeitsnormen oder dem UN Global Compact entsprechen.
Beim Best-in-Class-Ansatz werden – auf ESG-Kriterien basierend – die besten Unternehmen innerhalb einer Branche, Kategorie oder Klasse ausgewählt oder bevorzugt. Dadurch können Wertpapiere identifiziert werden, die im Branchenvergleich besonders nachhaltig abschneiden. 84 Prozent der Fonds und Mandate unterliegen in Österreich einer Best-in-Class-Prüfung.
Engagement bietet die Möglichkeit, die Unternehmensführung für die Berücksichtigung von ökologischen, sozialen und governancebezogenen Kriterien zu gewinnen, beispielsweise durch Engagement-Dialoge oder durch die Ausübung des Stimmrechts. In Österreich wurde die Engagement-Strategie 2021 auf 60 Prozent und die Stimmrechtsausübung auf 42 Prozent der Publikumsfonds und Spezialfonds angewendet. ESG-Integration, die vor allem zur Risikoanalyse verwendet wird, fand bei 48 Prozent der Fonds und Mandate Anwendung. Impact Investing und nachhaltige Themenfonds verzeichneten mit einem Plus von 206 Prozent und 169 Prozent die mit Abstand höchsten Wachstumsraten.
Bei den nachhaltigen Anlagestrategien ist durch die Offenlegungsverordnung keine grundlegende Veränderung zu verzeichnen. Fonds nach Artikel 9 investieren häufiger nach Themen und in Impact Investments.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass trotz der Einordnung nach OffVO und der Orientierung an MiFID II keine grundsätzliche Änderung an genutzten Anlagestrategien für nachhaltige Publikumsfonds und Spezialfonds zu erkennen ist.
Beim Blick auf die nachhaltigen Anlagestrategien der Artikel- 8-Produkte ergeben sich nur minimale Unterschiede im Vergleich zu den nachhaltigen Anlagestrategien aller Publikumsfonds und Spezialfonds, die in der Grafik 3.5 aufgezeigt werden. Bei den Artikel-9-Fonds sind dagegen Impact Investments mit 48 Prozent genauso wie die nachhaltigen Themenfonds mit 35 Prozent wesentlich stärker vertreten. Auch wenn eine pauschale Gleichsetzung von Artikel-9-Produkten mit Impact-Produkten regulatorisch nicht korrekt wäre, lässt sich hier eine Tendenz aus der Praxis ableiten. Daneben wenden aber auch sämtliche Artikel-9-Fonds Ausschlusskriterien und das normbasierte Screening und rund 87 Prozent darüber hinaus auch noch den Best-in-Class-Ansatz an.
Investor*innen Nachhaltiger Geldanlagen
Fast-Verdreifachung bei der Nachfrage von privaten Anleger:innen treibt das Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen in Österreich
Wie Grafik 3.7 zeigt, hat sich das Wachstumstempo bei den privaten Anleger:innen 2021 nochmals erheblich gesteigert. Mit einem Plus von 164 Prozent liegen die privaten Anleger:innen 2021 erstmals auch vor den institutionellen Investoren. Dies ist bemerkenswert, da der Anteil der privaten Anleger:innen noch im Jahr 2018 bei gerade einmal 20 Prozent lag und die Bedeutung privater Anleger:innen für das Wachstum lange Zeit unterschätzt wurde. Die Wachstumsrate bei den institutionellen Investoren fällt mit 9 Prozent wesentlich geringer aus, dennoch liegt das Volumen bei 25,39 Milliarden Euro. Damit überholten 2021 Privatanleger:innen die institutionelle Investoren in Österreich und machen gut 56 Prozent aus.4
Grafik 3.7: Übersicht über die Anlegertypen bei nachhaltigen Publikumsfonds und Spezialfonds in Österreich (in Milliarden Euro)
Die Vorsorgekassen bleiben in Österreich die wichtigsten institutionellen Investoren.
Aufschluss über die wichtigsten Typen institutioneller Investoren gibt Grafik 3.8. Die acht Vorsorgekassen sind mit einem Anteil von knapp 50 Prozent weiterhin die wichtigsten institutionellen Investoren in Österreich.
Alle betrieblichen Vorsorgekassen sind mit der ÖGUT-Nachhaltigkeitszertifizierung ausgezeichnet und konkurrieren seit Jahren um die beste Nachhaltigkeitsperformance. Es kann jedoch beobachtet werden, dass weitere institutionelle Investoren ihren Anteil für das Jahr 2021 ausbauen konnten. Mit 27,8 Prozent belegen die Versicherungen den zweiten Platz der wichtigsten institutionellen Nachhaltigkeitsinvestoren in Österreich. Insgesamt kann festgestellt werden, dass es kaum Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr gibt.5
Grafik 3.8: Typen institutioneller Investoren in Österreich 2021 und 2020 im Vergleich (in % nach Volumen nachhaltiger Assets)
Asset-Klassen
Nachhaltige Anlagestrategien lassen sich auf eine Vielzahl von Asset-Klassen anwenden, allerdings dominieren Aktien, Unternehmens- und Staatsanleihen die Allokation mit 97 Prozent, siehe Grafik 3.9. Aktien gewinnen an Bedeutung, wogegen nachhaltige Publikumsfonds und Spezialfonds weniger in Staatsanleihen investieren.6
Die nachhaltigen Immobilienfonds machen in Österreich nur rund ein Prozent der Asset-Allokation aus und fallen bei weitem nicht so stark ins Gewicht wie in Deutschland.
Grafik 3.9: Asset-Klassen nachhaltiger Publikumsfonds und Spezialfonds in Österreich 2021 (in %)
Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus
Die nachhaltig verwalteten Kundeneinlagen von Spezialbanken, die Nachhaltigkeit im gesamten Einlage- und Kreditgeschäft berücksichtigen, fließen mit 1, 58 Milliarden Euro in die Summe Nachhaltiger Geldanlagen in Österreich ein – ein Zuwachs von 84 Prozent. Zu der Summe beigetragen hat die Schelhammer Capital, die aus der Fusion der Capital Bank mit dem Bankhaus Schelhammer & Schattera hervorgegangen ist und im Marktbericht als einzige österreichische Bank mit Nachhaltigkeitsfokus gezählt wird.
Seit 2019 fragt das FNG auch systematisch nach sonstigen Bankprodukten wie nachhaltigen Sparbüchern oder Girokonten. Für den Marktbericht 2021 hat hier das Umweltcenter der Raiffeisenbank Gunskirchen Angaben zu nachhaltigen Sparbüchern und Girokonten geliefert. Diese wurden auch als erste Spar- und Girokonten mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. Mittlerweile bieten neben der Raiffeisenbank Gunskirchen auch die HYPO NOE, die HYPO Oberösterreich, die Oberbank und die UniCredit Bank Austria AG nachhaltige Spar- und Girokonten an, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert sind.
Verantwortliche Investments
Verantwortliche Investments sind weiterhin auf Wachstumskurs.
Verantwortliche Investments setzten ihr Wachstum in Österreich auch 2021 fort und folgen damit weiterhin einem klaren Aufwärtstrend.
Auch wenn sich das Wachstum nicht ganz so dynamisch gestaltet wie bei Nachhaltigen Geldanlagen, kommen verantwortliche Investments auf ein Gesamtvolumen von 134,14 Milliarden Euro und sind damit um 18 Prozent gestiegen. Das Wachstum fiel im Vergleich zum Vorjahr stärker aus, allerdings ist auch der Gesamtfondsmarkt im letzten Jahr deutlich stärker gewachsen als im Vorjahr. Mit 63,00 Milliarden Euro machen Nachhaltige Geldanlagen 47 Prozent der verantwortlichen Investments aus.
Grafik 3.10 verdeutlicht das kontinuierliche Wachstum seit 2019. Die Unterscheidung zwischen Nachhaltigen Geldanlagen und verantwortlichen Investments wird auf der folgenden Seite erläutert > Methodik und Inhalt des FNG-Marktberichts
Grafik 3.10: Verantwortliche Investments und Nachhaltige Geldanlagen
in Österreich (in Milliarden Euro)
Das FNG definiert verantwortliche Investments als Investitionen, die unter angemessener Berücksichtigung von ökologischen, sozialen und governancebezogenen Aspekten getätigt werden, wobei die Kriterien auf Institutsebene festgelegt sind, z. B. durch Bekenntnisse zu öffentlichen Nachhaltigkeitsstandards oder -prinzipien. 18 Häuser gaben an, sich im Rahmen ihrer Investments an eigenen formalisierten Investmentrichtlinien zur Berücksichtigung von ESG-Kriterien zu orientieren. Weitere 13 Berichtsteilnehmende orientieren sich an den Richtlinien nach PRI.
Anlagestrategien beim verantwortlichen Investieren
ESG-Integration ist weiterhin die wichtigste nachhaltige Anlagestrategie beim verantwortlichen Investieren und wurde 2021 fast ausschließlich in Kombination mit anderen Strategien angewendet.
ESG-Integration stellt historisch eine der wichtigsten nachhaltigen Anlagestrategien bei verantwortlichen Investments dar. Hierbei werden ESG-Kriterien und -Risiken in die traditionelle Finanzanalyse von Investments miteinbezogen. Im Unterschied zu Nachhaltigen Geldanlagen bezieht sich die Anwendung hierbei nicht auf einzelne Finanzprodukte, sondern auf die institutionelle Ebene. Neben ESG-Integration werden zunehmend weitere Anlagestrategien auf das gesamte verwaltete Vermögen angewandt. Grafik 3.11 zeigt die häufigsten Anlagestrategien und deren Kombination bei verantwortlichen Investments in Österreich. Bei 81 Prozent des Volumens wird ESG-Integration in Kombination mit anderen Anlagestrategien angewendet. Merklich an Bedeutung gewonnen hat die Kombination der Anlagestrategien ESG-Integration, normbasiertes Screening und Engagement, die nun bei 51 Prozent liegt.
Grafik 3.11: Anlagestrategie-Kombinationen bei verantwortlichen Investments in Österreich (in Milliarden Euro)
Neben der ESG-Integration, Engagement und dem normbasierten Screening werden beim verantwortlichen Investieren auch Ausschlusskriterien angewandt. Am weitesten verbreitet sind der Ausschluss von geächteten Waffen, Massenvernichtungswaffen, Kohle und Spekulationen mit Nahrungsmitteln.
Asset Owner
Daten für den vorliegenden Marktbericht lieferten insgesamt vier Asset Owner, die gemeinsam über ein Vermögen von rund 7,23 Milliarden Euro verfügen. Der Großteil davon wird von externen Asset Managern verwaltet.
Ein Blick auf die Asset-Klassen zeigt auf der einen Seite, dass bei Asset Ownern die Aktienquote mit nur 15 Prozent weit unter der durchschnittlichen Quote von 39 Prozent liegt. Auf der anderen Seite investieren Asset Owner vermehrt in Staat- und Unternehmensanleihen.
Für die 7,23 Milliarden, also für 100 Prozent des Vermögens der Asset Owner, wird eine Kombination aus Ausschlusskriterien, ESG-Integration und normbasiertem Screening anhand des UN Global Compact angewandt.
MiFID II, Schlüsselfaktoren, Trends und Ausblick
Für den vorliegenden Marktbericht wurden die Berichtsteilnehmenden nicht nur zu Schlüsselfaktoren und Trends befragt, sondern auch um eine Einschätzung zu MiFID II gebeten.
Qualitative Einschätzung zu MiFID
Die Umsetzung von MiFID II ist nur für 34 Prozent der Berichtsteilnehmenden eindeutig. Trotzdem gehen die Anbieter davon aus, dass sämtliche Publikumsfonds auch nach MiFID II als nachhaltig vertrieben werden können.
Für den vorliegenden Marktbericht haben wir die Berichtsteilnehmenden im Februar und März zu ihrer Einschätzung zu MiFID II befragt.
Grafik 3.12 zeigt, dass die Umsetzung von MiFID II nur für 34 Prozent der Berichtsteilnehmende eindeutig oder sehr eindeutig ist. Für rund 40 Prozent der Berichtsteilnehmenden ist die Umsetzung noch unklar. 27 Prozent haben keine Angaben hierzu gemacht. In Österreich haben 37 Prozent der Befragten angegeben, dass sie MiFID II bereits intern umgesetzt haben. Rund 21 Prozent haben angegeben, dass sie MiFID II noch nicht umgesetzt haben.
Grafik 3.12: Umsetzung von MiFID II in Österreich 2021 (Berichtsteilnehmende in %, n=15)
Von 42 Prozent wurde die Frage nicht beantwortet. Befragt nach der Vorgehensweise zur Umsetzung von MiFID II haben neun Institutionen angegeben, dass sie eine hausinterne Vorgehensweise – in drei Fällen unter Zuhilfenahme des jeweiligen Bankenverbands – erarbeitet haben. Ein Berichtsteilnehmender hat angegeben, ausschließlich die Ausarbeitung des Bankenverbands zu nutzen.
Um darüber hinaus noch konkretere Aussagen treffen zu können, haben wir die voraussichtliche Konformität von MiFID II auf Ebene der Publikumsfonds abgefragt. Hierzu haben wir von Berichtsteilnehmenden eine Antwort erhalten, die 117 der insgesamt 175 Fonds mit einem Volumen von 32,20 Milliarden Euro verwalten.
Demnach sind alle 117 verwalteten nachhaltigen Fonds nach aktueller Einschätzung MiFID-II-konform. Da MiFID II nicht direkt für Spezialfonds gilt, wurden diese hier nicht genauer beleuchtet. Bezogen auf das Volumen nutzen 93 Prozent der Fonds die PAIs, um MiFID II zu entsprechen. Rund 49 Prozent orientieren sich hierfür an der Offenlegungsverordnung und 15 Prozent an der EU-Taxonomie. Hierbei fällt auf, dass die Taxonomie meist in Kombination mit den PAIs und der Offenlegungsverordnung zugrunde gelegt wird. Aber auch die Offenlegungsverordnung wird größtenteils in Kombination mit den PAIs angewendet.
Einen Überblick gibt Grafik 3.13.
Grafik 3.13: Merkmale für nachhaltige Publikumsfonds gemäß MiFID II in Österreich 2021 (in % nach Volumen nachhaltiger Assets)
Schlüsselfaktoren
Berichtsteilnehmende sehen in den Änderungen von gesetzlichen Rahmenbedingungen und in der Nachfrage institutioneller Investoren die wichtigsten Schlüsselfaktoren zur Entwicklung Nachhaltiger Geldanlagen.
Berichtsteilnehmende wurden zu heutigen und zukünftigen Schlüsselfaktoren für die Entwicklung des nachhaltige Anlagemarktes in Österreich befragt. Dabei gab schon das zweite Jahr in Folge die Mehrheit der Berichtsteilnehmenden aus Österreich die Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen als wichtigsten Treiber an, darunter die ESG-Berichtspflicht, die Taxonomie sowie die Integration von ESG in die Anlageberatung, gefolgt von der Nachfrage institutioneller Investoren sowie Marketing und Reputation(srisiken).
Weitere Treiber, nach Wichtigkeit sortiert, können Grafik 3.14 entnommen werden.
Grafik 3.14: Schlüsselfaktoren für die Entwicklung des nachhaltigen Anlagemarktes in Österreich bis 2024 nach ihrer Bedeutung
Ausblick
70 Prozent der Teilnehmenden rechnen 2022 mit einem Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen von über 15 Prozent.
Berichtsteilnehmende aus Österreich wurden auch in diesem Jahr um eine Prognose zum Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen 2022 gebeten. Grafik 3.15 zeigt, dass mehr als 70 Prozent der Berichtsteilnehmenden mit einem Wachstum von über 15 Prozent rechnen. Rund 35 Prozent der Berichtsteilnehmenden rechnen mit einem Wachstum von über 30 Prozent.
Grafik 3.15: Prognostiziertes Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen in Österreich 2022 (Berichtsteilnehmende in %, n=20)
Berichtsteilnehmende
- 24 Finanzdienstleister haben Daten geliefert.
- 2 neue Institutionen sind hinzugekommen. Eine Institution, die im letzten Jahr Daten geliefert hat, hat 2022 keine Daten eingereicht.
- 4 Asset Owner haben teilgenommen.
- 8 Asset Owner haben teilgenommen.
Sämtliche Institutionen, die einer namentlichen Veröffentlichung
zugestimmt haben, finden Sie über folgenden Link:
Alle Grafiken und den FNG-Marktbericht
als PDF finden Sie im Download Bereich zum herunterladen:
Quellen
1 Diesen Daten liegen Angaben für Assets in Höhe von 37,7 Milliarden Euro zugrunde (keine Angabe für 2 %).
2 Diesen Daten liegen Angaben für Assets in Höhe von 11,5 Milliarden Euro zugrunde
(keine Angabe für 50 %).
3 Vgl. VÖIG – Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (2022): Österreichischer Investmentfondsmarkt aktuell – Gesamtmarkt – Fondsvolumen.
4 Diesen Daten liegen Angaben für Assets in Höhe von 57,1 Milliarden Euro zugrunde (keine Angabe für 7 %).
5 Diesen Daten liegen Angaben für Assets in Höhe von 22,3 Milliarden Euro zugrunde.
6 Diesen Daten liegen Angaben für Assets in Höhe von 55,4 Milliarden Euro zugrunde (keine Angabe für 10 %).